Normalerweise ist bei Regen nichts los. Kein Mensch geht aus dem Haus. Als wir heute morgen zur Kirche fuhren, erwartet ich nur ein winziges Grüppchen und stellte mich auf spontanes predigen oder Gottesdienst leiten ein. Nachts hatte es heftig gehagelt und sich den ganzen Morgen richtig festgeregnet. Im Regen kamen nicht nur die zwei Familien die ein Auto haben, sondern insgesamt waren wir 30 Leute. Das entspricht nach meiner Erfahrung mindestens 80 Leuten bei Sonnenschein. Ich war begeistert! Wir saßen im Kreis und sangen acapella da unser 20-jähriger Gesangleiter keinen Regenschirm hat und aufgrund seiner Windpocken nicht ohne durch den Regen wollte. Die Gottesdienstleiterin war auch nicht da, hatte ihre Aufgabe aber an jemand anderen übergeben. Der Prediger war trotz des Wetters und über einer Stunde Busfahrt rechtzeitig da. Ich war beeindruckt.
Vor einer Woche erzählte uns Gemeindeglied "Alberto", dass sein Bruder einen Motoradunfall (ohne Sturzhelm) hatte und mit diversen Schädelbrüchen auf der Intensivstation liegt. In der Ersten Hilfe hatten sie ihn schon aufgegeben und vier Bestattungsinstitute stürzten sich auf die Verwandten um die Beute zu bekommen. Statt dessen brachten sie ihn ins Militärkrankenhaus. Seine private Versicherung (die gleiche die wir haben) zahlt nur sehr kurzfristigen Aufenthalt in der Intensivstation und schon garnicht in diesem Krankenhaus. Nach vier Tagen machte er die Augen auf und erkannte seinen Bruder. Es ging steil bergauf. Morgen soll er aus der Intensiv kommen, aber nur wenn die Kosten von über 2 Millionen Gs. pro Tag bezahlt sind. Sonst bleibt er auf intensiv und verursacht noch höhere Kosten. Paraguayisches Mindestgehalt, das die Meisten nicht kriegen, liegt bei 1,4 Millionen Gs. monatlich. Mit einer Lohnanleihe "Albertos" von 7,5 Millionen und verschiedenen andern Anleihen der Großfamilie kamen sie auf rund 15 Millionen, aber es fehlen immer noch 5. Bis Morgen!
Sie sehen keine vernünftige Möglichkeit mehr, das zusammen zu bekommen. Er überlegte, eine Hypothek auf sein Haus aufzunehmen - mit 15 % Zinsen monatlich!!! Der Verunglückte hat ein Grundstück mit Haus zu verkaufen. Sie haben viele Angebote bekommen - für 5 Millionen!!! Das ist vielleicht ein Drittel oder höchstens die Hälfte des realen Wertes. Sie wollen gerne 10 Millionen haben, finden aber niemand, der das so auf die Schnelle zahlen will. Als "Alberto" das heute nach dem Gottesdienst erzählt, biete ich ihm an, die fehlenden 5 Million aus der Gemeindesozialkasse zu leihen. Er wirkt erleichtert. Da sagt Frau "Marta", dass sie
Geld gespart hat um ein Auto zu kaufen, das sie für ihren sehr weiten Weg zur Arbeit wirklich braucht. Aber sie wird damit jetzt noch warten und ihnen das Grundstück für die 10 Millionen abkaufen, es später wenn es geht für etwas mehr wieder verkaufen und sich erst dann das Auto kaufen. "Alberto" ist glücklich und fährt mit ihr gleich zur Grundstücksbesichtigung. Ich bin auch glücklich!
"Rita", eine andere Frau aus der Gemeinde muss Dienstags zu einer schwierigen Voruntersuchung für eine anstehende Operation und ihr wurde gesagt, sie soll nicht allein kommen. "Albertos" Frau, die ja eigentlich genug Probleme mit dem Unfall ihres Schwagers hat, beginnt sofort zu organisieren, wer "Rita" zum Krankenhaus begleiten könnte. Wenn niemand den ganzen Tag kann, können sich zwei Frauen vielleicht ablösen. Also auch das scheint sich zu klären - ohne unsere Initiative. Ich bin sehr glücklich!! So ungefähr stell ich mir das vor mit dem Leib Christi. Mit Gemeinde die auch noch am Dienstag erfahrbar ist. "Siehe, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen."
Dienstag Abends fangen wir mit einem Kurs über Familienfinanzen an. Eine Menge Anmeldungen sind schon eingegangen.
09.11.08
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2 Kommentare:
Das war ja mal ein ganz toller blog mit positiven Fortschritten. Wir freuen uns mit Euch!!!
Gruß Jenny aus China
Ja, ich hab auch das Gefühl, dass wir manchmal leicht dazu neigen eher das heftige und nicht so positive aufzuschreiben... Als müsste man es sich von der Seele schreiben
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