05.08.10

Beständig ist nur der Wechsel

Nun fehlt noch genau eine Woche bis zum dritten Jahrestag unsrer Ankunft hier. Wir haben uns sehr verändert. Ich sitz in unserem eigenen, warmen, regendichten Haus am herrlichen Kaminfeuer. Erst seit wenigen Monaten hab ich das Gefühl, dass der Anpassungsstress nachlässt, dass ich mein eigenes Leben wieder anfange als "normal" zu empfinden. Ende Monat geben wir das Amt des Pastors nach drei Jahren an andere weiter. Meine Rückschau ist sehr durchwachsen. Es kommen nicht mehr Leute zum Gottesdienst als vor drei Jahren. Vielen bin ich nicht gerecht geworden. Mir fällt eine lange Liste mit Situationen ein, in denen ich gern anders gehandelt oder etwas anderes erreicht hätte. Wenn man durch Fehler klug wird habe ich enorm an Klugheit gewonnen. Aber viele Gemeindeglieder erscheinen mir selbständiger, reifer als vor drei Jahren. Das freut mich. Und schon über zwei Jahre funktioniert jetzt eine Kindertagesstätte in den Gemeinderäumen. Leoni bleibt auch weiterhin in dieser Arbeit. Wenn ich seh was sie alles macht, wie sich Kinder nach einigen Monaten Tagesstätte verändern, staune ich immer neu. Auf Initiative unsrer Nachfolger sind wir jetzt dabei, in der Gemeinde eine Leihbibliothek zu gründen. Sie und wir haben unsere spanischen Bücher zusammengesammelt, dann kamen noch etwas Spenden dazu, so dass wir jetzt schon ca. 200 Bücher haben. Das ist für hiesige Verhältnisse ganz beachtlich. Die Frau des neuen Pastors ist Bibliothekarin.

Heute war ich den ganzen Tag im CEMTA, meinem neuen Arbeitsplatz ab September, wo ich jetzt schon 7 Wochenstunden unterrichte: Konfliktlösung und Täufertheologie. Macht Spaß!
An meinem Geburtstag werd ich vor etwa 60 Lehrern im Chaco über Paulo Freire referieren. Das Thema ist vom Ministerium verordnet. Die offiziellen Materialen wiedersprechen teilweise von ihrer Methodik her genau dem Inhalt den sie vermitteln sollen. Da ich Freire-Fan bin, freu ich mich auf die Gelegenheit. Ihn allerdings für Schulpädagogik fruchtbar zu machen ist schon eine ziemliche Herausforderung. Hab den Vortrag dann auch der Schule unsrer Kinder angeboten und die Direktorin ist begeistert darauf eingegangen.
Am Samstag soll der Freiwillige aus Deutschland für die Tagesstätte ankommen. Dann sind wir für ein Jahr wieder eine Person mehr im Haus. Sonntags ist großer Gemeindeausflug mit 4 andern Gemeinden. Leoni und ich sind für das Kinderprogramm mit 100 bis 150 Kindern verantwortlich. Jetzt muss ich ins Bett!

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