16.08.10

Bauern und Heilige

Gestern waren wir auch Nachmittags auf dem Kirchhof. Gardinen wurden genäht und es wurde aufgeräumt, damit wir einen schönen Raum haben, unsere neue Volksbibliothek einzurichten. Es wurde gemessen und gemalt an einem Plan für einen selbstgemauerten Backofen mit anschließender Kochplatte und großem Grill. Das Ding wird der Hammer - wenn es klappt! Der Gemeindebruder mit dem ich gemeinsam plante, überraschte mich mit einem der merkwürdigsten Zeugnisse die ich je gehört habe: "Früher glaubte ich immer, man müsse unbedingt in der Stadt wohnen und Arbeiten gehen. Durch den Glauben hab ich gelernt, dass ich auch außerhalb auf dem Land leben könnte und Tiere halten und mich so selbst versorgen."

Abgesehen davon, dass gerade dieser Mann sehr weit davon entfernt scheint, sowas jemals wirklich zu machen - wie kommt er auf diese Erkenntnis? Ich bin mir ziemlich sicher, nie etwas in diese Richtung gepredigt oder gelehrt zu haben und mir fällt auch niemand ein, von dem er das haben könnte. Ist das aufkeimendes Verständnis für einfachen Lebensstil? Ist das Genügsamkeit oder sogar - Gelassenheit? Aufbrechende Skepsis gegen die schalen Versprechungen unsrer gehetzten Konsumgesellschaft? Oder interpretiere ich das alles viel zu positiv und es verbirgt sich nichts dahinter als die Hoffnung auf ein gemütlicheres oder gar fauleres Leben? Oder gibt es vielleicht so etwas wie ein theologisches Erbgut und es äußert sich hier plötzlich ein rezesives Mennonitengen? ;-)
Immerhin hat er mit Holzresten einen ganz guten Hühnerstall gebaut der inzwischen von 16 Hühnern bewohnt ist. Auf jeden Fall ein Fortschritt in Bezug auf seine Eigeninitiative und erfreulich in punkto Selbstversorgung. Auch "Walden" und "Das Leben auf dem Lande" scheinen etwas mit Christsein zu tun zu haben. Zumindest letzteres wird in Spanisch jetzt bald in unsrer Bibliothek ausleihbar sein. Nochmal bestätigt in Bezug auf die Bibliothek hat mich dieser Blogeintrag über Andrew Carnegie.

4 Kommentare:

bennik hat gesagt…

toller Artikel, wir haben gestern zusammen einen Tisch geschreinert.
Die Autonomie zurück zu erobern ist wichtig.

Ist der Artikel nicht falsch verlinkt?
Ich glaube dieser passt mehr:
http://kerstinpur.de/allgemein/milliardare-und-der-ursprung-von-ideen/

Ich hoffe eure Bibliothek führt nicht zu mehr Carnegies, sondern Aktivisten, aufrechten Politikern, die Paraguay in ein besseres Land verwandeln und für ganz Südamerika arbeiten. (siehe mein Kommentar bei kerstin)
Paz y justicia, Benjamin!

bennik hat gesagt…

hab einen Blogartikel über deinen und Kerstins Blogartikel geschrieben

http://www.bennisblog.de/?p=1239

Benni

Robert hat gesagt…

Danke Benni, hab den Link korrigiert. Mit deiner Kritik an Carnegie, vor allem auf Kerstins Blog, bin ich mir nicht so sicher. Weißt du, zu welchen Lohn- und Arbeitsbedingungen er Leute arbeiten ließ, oder ist das mit der Lohnsklaverei nur eine Vermutung? Denn wir bräuchten hier schreiend notwendig Arbeitgeber, wo Leute auch schon nur den gesetzlichen Mindestlohn für nur 45 Wochenstunden kriegen. Das kann man Sklaverei nennen wenns Spaß macht, aber selbst das wäre deutlich mehr als der hiesige Durchschnitt.

Robert hat gesagt…

Übrigens, ich krieg deinen Blog nicht rein. Warst du so böse dass dich die Zensursula abgeschossen hat?

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