Ich bin ein bisschen schizophren. Oft seh ich nur das negative und muss mir das positive dann selber erst bewußt machen. Es sollen beide zu Wort kommen. Darf ich vorstellen - Robert negativ:
Die "Heilige Woche" war enorm anstrengend. Die Kinder hatten die ganze Woche frei aber ich wollte keinen Ausflug machen, solange das ewige Geklapper an den Vorderrädern des Autos nicht diagnostiziert oder behoben war.
Nach dem letzten Aufenthalt in einer Reperaturwerkstatt war nur mein Geld weg, nicht das Klappern. Diesmal, in anderer Werkstatt, wurde beides weniger. Erst Dienstag Gegenabend ist klar, dass wir wahrscheinlich (!) ab Mittwoch für eine Nacht in Urlaub fahren. Ich fahr von der Werkstatt so schnell wie möglich nach Limpio, denn wir haben mit Ach und Krach noch den Filmabend von Mittwoch vorverlegt.
Obwohl der Film für Erwachsene angekündigt war, kamen nur zwei. Die Filmqualität war besch...eiden und zu aller Peinlichkeit hatte ich noch die Leinwand vergessen.
Unser Gesangleiter fiel schon am Palmsonntag aus, weil er erst etwas mit seinem Vater zu regeln hatte und ich muss mit ihm noch ein ernstes Wörtchen reden. Also nach dem Film direkt zu ihm.
Eine Schwester muss mich unbedingt noch sprechen. Mittwoch morgens nehm ich mir noch eine Stunde - wir wollen ja in Urlaub fahren - doch statt um die schreienden Eheprobleme geht es nur um alte Schulden die aus lauter Dummheit ('tschuldigung) entstanden sind. Wie kann man auch als Gehaltsvorschuss (!) akzeptieren, dass die Cheffin einem ihren goldnen Fingerring ausleiht um ihn zum Pfandleiher zu bringen!! Natürlich kommt das Paar weder zu den monatlichen Ehetreffen noch haben sie den kürzlich durchgeführten Finanzkurzs mitgemacht. Selbst Schuld!
Wir haben alles gepackt, zwischendrinn per Handy noch einige Vorbereitungen für die Gottesdienste organisiert und sind um 12 Mittags gefahren. Nach fast 300 km, davon 30 grauenhaften Erdweg kommen wir an einen netten Campingplatz. Leider ist der Sand überall mit Kohlen von früheren Feuern versetzt und die Kinder werden beim Spielen ständig schwarz!
Am Donnerstag Vormittags strömen Massen an Urlaubern auf den Campingplatz. Wir packen so schnell es geht alles zusammen und hauen ab. Trotz Sonnencreme hab ich mir einen schmerzaften Sonnenbrand geholt. Die letzte Strecke im Dunkeln mit viel Gegenverkehr ist sehr anstrengend. Wir sind alle totmüde als wir um 7 daheim sind und müssen noch einiges Aufräumen und ich schreib Predigt bis nach Mitternacht.
Am Freitag im Gottesdienst nur etwa 40 Leute. Den Gesang leite ich mit Ach und Krach, den der Gesangleiter hat keine Zeit gefunden, um mit seinem Vater zu reden. Er wohnt aber zuhause... Na gut, zu Karfreitag mag unsere traurige Vorstellung ja passen. Nachmittags schlafen und dann die beginnt der große Vorbereitungsmarathon.
Freitag Abend und Samstag den ganzen Tag sitze ich am PC um die Gebetswache von Samstag auf Sonntag irgendwie zu organisieren. Hab sowas auch noch nie gemacht. Mittagschlaf klappt leider nicht. Um 8 Uhr Abends geht es los. Nachdem der Gesangsleiter um 7 immer noch nichts von sich hat hören lassen, sing ich wieder vor mich hin und alle andern hinterher. Das Lob überzeugt vielleicht einige, mich nur halb. 12 Stunden Programm und die meiste Zeit davon steh ich vorne und frag mich manchmal, ob ich hier jetzt nur noch Show mache oder was dies alles ist. Der Teufel wird zum Dauerkomentator in meinem Kopf. Ich werde immer müder, als erstes fällt mein Sprachzentrum aus, bzw. mein spanischer Wortschatz wird immer kleiner, die Sätze stockender und langsamer, ich schleppe mich irgendwie durch die Nacht und hoffe auf Wunder. Zwei der 8 Einheiten waren von jemand anderem vorbereitet worden. Einen davon übernahm ich auch noch, da Probleme aufbrechen, die es einigen Geschwistern verunmöglichen weiter voll mitzumachen, geschweige denn etwas zu leiten. Mein Glaube nähert sich zeitenweise gefährlich dem Gefrierpunkt. Erst fast zwei Tage später wird mir klar, dass die eine Person konkret um Fürbitte gebeten hat und wir dort nicht für sie gebetet haben. Sehr übel!! Um 5 ist alles geplante gesagt, gesungen und getan und ich muss improvisieren um die Zeit bis zum allgemeinen Gottesdienstbeginn um 7 zu überbrücken. Ich weiß, dass ich viel zu viel selbst gemacht habe und hab jetzt den Beweis, dass ich wirklich schlecht delegiere. Frust!!
Am Sonntag Morgen um 7 kommen nur wenig Leute dazu die nicht schon Nachts da waren und wir stottern uns immer noch acapella durch einige halbbekannte Lieder. Inzwischen muss ich mich richtig am Riemen reißen um nicht nur noch wütend auf den Ex-Gesangleiter zu sein. Die Jugendlichen die Darstellung einiger Szenen um Tod und Auferstehung eingeübt. Was ich in meiner kurzen Meditation danach gesagt habe weiß ich selber kaum noch. Mein ganzes Gehirn ist nur noch ein stammelndes Flehen, dass alles irgendwie vorübergeht, ohne dass ich großen Schaden anrichte.
Wir essen gemeinsam Frühstück, Leoni fährt nach Hause und wir schlafen von 10 bis 15 Uhr. Keine Ahnung was die Kinder in der Zeit machen. Danach zu meiner Schwester die uns eingeladen hat. Als wir ihr Haus betreten, fällt mir angesichts eines großen Blumenstraußes mit Entsetzen ein, dass sie irgendwann dieser Tage Geburtstag hat und das wohl auch ein Grund für die Einladung war. Ich gratuliere ihr nachträglich um dann festzustellen, dass es genau heute ist. Ein Königreich für ein Mauseloch! Als wir um 23 Uhr wieder zuhause sind und die Kinder ins Bett fallen, verwickel ich mich mit Leoni in eine unglückliche Diskussion voller Mißverständnisse. Die ständigen Eheprobleme von denen wir umgeben sind, scheinen abzufärben.
Wer bis hierher durchgehalten hat, den bitte ich jetzt auch den zweiten Teil zu lesen, der genauso wahr, aber irgendwie völlig anders war, auch wenn beide gleichzeitig abliefen. Wie zwei Spuren bei einer Tonbandaufnahme.
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