20.04.09

Habemus papá!

Da hat wohl einer was falsch verstanden, als man ihm vorschlug Landesvater zu werden. Dass Lugo vor einer Woche (unter starkem Druck) zugab, ein zweijähriges Kind zu haben, dass heute eine zweite Vaterschaftsklage gegen ihn angekündigt wurde, dass mindestens ein Kind noch vom katholischen Bischof Lugo gezeugt wurde, dass seine Beziehung zur Mutter allem Anschein nach bis in ihr 16 Lebensjahr zurückging und sie angeblich bei ihm zur Firmung war, all das erschüttert vor allem die aufrechten Katholiken in Paraguay. Dass er erst im allerspätmöglichsten Moment die Vaterschaft zugibt und dass er seinen Eid Gott gegenüber scheinbar des öffteren gebrochen hat, finden auch jene bedenkenswert die nichts vom Zölibat halten und sich nur besorgt fragen, wie es um die Tranzparenz dieses Mannes und um seine Haltung zu gegebenen Versprechen steht. Zu einer paraguayischen Version der Lewinsky-Affäre wird es nie kommen - dazu hebt dieses Zeichen von Virilität das Ansehen des Präsidenten bei zu Vielen. Das Einige seiner Gefolgsleute sein Geständniss nach zwei Jahren mit großem Heldenmut in Verbindung brachten, ist wohl auch nur aus sehr machistischer Perspektive nachvollziebar und ansonsten geradezu peinlich. Fast so peinliche wie es für die Roten ist, dass sie diese Kinder nicht schon vor den Wahlen gefunden hatten. Der von den Konservativen befürchtete Linksruck ist dennoch endgültig in allerweiteste Ferne gerückt, denn der Präsident hat sich in seinem Krisenmanagement als ziemlich planlos, instabil, erpressbar und opportunistisch geoutet. Vor einer Woche kündigt er als schwaches Ablenkungsmanöver Änderungen des Kabinetts für diesen Montag an. Eine Woche Chaos der Regenmacher! Und selbst die engsten Vertrauten scheinen manchmal nicht zu wissen, was der Präsident beim nächsten Auftritt bekanntgeben wird.

Viel schlimmer als all dies sind die nicht endenden Gerüchte über Verträge die Lugo und Chavez einen Tag nach Lugos Amtsantritt im August 2008 unterschrieben haben. Diese Verträge - oder Projekte - sind merkwürdigerweise immer noch weder in Gänze öffentlich zugänglich noch dem Kongress vorgelegt. Nun scheint es, als sei der Zusammenschluss der staatlichen Erdöl- und Brennstoffbehörde PETROPAR mit der venezolanischen Schwester beschlossen worden. Lugo wurde nicht zuletzt gewählt, weil er versprach den Itaipu-Vertrag mit Brasilien wieder aufzuschnüren, der Paraguays Soverenität in Sachen Elektrizität seit Jahrzehnten stark einschränkt. Sollte er jetzt die Brennstoffversorgung einer ähnlichen zweistaatlichen Firma überantworten, hätte kein Mensch mehr dafür Verständniss - egal ob der andere Vertragspartner jetzt am linken oder rechten Ende der politischen Skala angesiedelt ist. Neuerdings ist sogar von venezloanischem Militär die Rede, dass den Besitz solcher zweistaatlichen Institution im Zweifelsfalle sichern könne. Unser Volk wird sich vielleicht weiter von jedem starken (mannbaren) Paraguayer jedweder politischen Farbrichtung gelassen ausnehmen und manipulieren lassen, genauso wie es sehr "intolerant" auf jede Einmischung von Außen reagieren kann. Da ist es gleich, ob Brasilien sein Militär an den paraguayischen Grenzen komische unabgesprochene Übungen durchführen läßt, wie z.B. die Sicherung eines größeren Wasserkraftwerkes, oder ob Venezuela Soldaten entsenden sollte um die paraguayische Raffinerie zu bewachen. An dem Punkt können Paraguayer recht empfindlich sein. Zum Glück ist Paraguays Militär eher als irgend etwas anderes, eine Institution zur feiertäglichen Dekoration des Nationalstolzes mit stark musealem Charakter. Sonst müsste man sich ja vielleicht noch Sorgen machen...

Wenn diese Gerüchte nicht stimmen, so kann man sich dennoch nur wundern, warum nicht die Offenlegung der Dokumente all solchen Verschwörungstheorien ein Ende bereitet.

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