Und hier kommt Robert positiv:
Da wir vergangene Woche nicht zur Schule fahren mussten, war dies eine der wenigen Gelegenheiten, das Auto in die Werkstatt zu bringen. Am Dienstag war alles ein bisschen eng, da noch jede Menge Dinge erledigt werden mussten, aber ich konnte das Auto tatsächlich schon Gegenabend abholen. Und ich schaffte es sogar noch, uns beim Campingplatz anzumelden, da man ohne Anmeldung dort nicht hereingelassen wird.
Bei dem Film den wir Abends in einem von der Kirche etwas entfernten Stadtteil zeigten, kamen zwar nur zwei der eingeladenen Erwachsenen, aber dafür etwa 40 Kinder - doppelt soviele wie sonst hier in letzter Zeit. Alle schienen begeistert von dem Inhalt des schon etwas alten Films und die Hausbesitzer stellten aus ihrer Tischdecke eine voll funktionstüchtige Leinwand her.
Danach hatte ich noch ein Gespräch mit unserem Gesangleiter, dass schon längst hätte sein müssen. Ich konnte dabei einiges ansprechen, was ich mich aufgrund seiner Unnahbarkeit nie vorher getraut hatte. Endlich gibt er zu, dass auch er Hilfe brauchen kann und wir verabreden, stärker als bisher gemeinsam zu arbeiten.
Am Mittwoch fuhren wir genau nach plan Mittags los, trotz verschiedener unerwarteter Dinge, die alle noch vorher erledigt werden konnten. Gut dass wir uns von dem Stress nicht die Laune verderben ließen. Joel und ich unterstützen uns in letzter Zeit gegenseitig im Kampf gegen die beiden Riesen "Wut" und "Schlechte Laune". Das hilft uns offensichtlich beiden.
Der 24-Stunden-Urlaub ist unglaublich schön. Wir landen auf einem Öko-Zeltplatz und sind fast allein da. Direkt an der Lagune ist der Sand richtig weiß und so fein, wie es ihn am Meer nie gibt. Zum Abend und zu Mittag lassen wir uns von den Besitzern bekochen: einfache, gute paraguayische Küche mit Nachtischen wie Milchmais, Milchkaramelcreme mit gemahlenen Erdnüssen und Süßkartoffelgelee mit Käse. Unter mächtigen Bäumen liegen wir im Schein des Vollmonds (der Platz ist nicht beleuchtet) und ich erzähle den Jungens eine Fantasiegeschichte aus der Zeit, als diese Bäume noch reden und gehen konnten. Erst um Mitternacht wird es kühl. Die Wolken fliehen zum Mond und verdampfen wenn sie ihn berühren. Morgens steig ich aus dem Zelt direkt in einen wunderschönen Sonnenaufgang. Da man neuerdings hier auf dem Boden kein Feuer mehr machen darf, hat uns die Besitzerin ein Gerüst ausgeliehen, auf dem wir unseren Mate kochen. Traumhaft! Eine Fahrt im Ruderboot rundet das ganze ab. Als am Donnerstag die Urlauberwelle hereinbricht, verschwinden wir schnell und sind rechtzeitig zur Nacht zu Hause. Den Zeltplatz kann man nur empfehlen. Er ist zwar teuer, aber es lohnt sich. Wir kommen sicher wieder.
Karfreitags ist Morgens Gottesdienst. Das ist für unsere Gemeinde noch etwas ungewohnt. Trotzdem kommt eine gute Gruppe zusammen und wir feiern gemeinsam. Der Gesang ohne Gitarre klappt ganz gut.
Der Samstag besteht fast nur aus Arbeit unter Zeitdruck. Das ist nicht schön, aber ich freu mich auf die 12 Stunden gemeinsame Zeit mit der Gemeinde. Es sind erstaunlich viele Leute dabei, im Durchschnitt fast 40. Die Kinder machen in den hinteren Räumen eine große Schlummerparty, die Erwachsenen lassen mit vielen unterschiedlichen Gebetsformen keine Langeweile aufkommen. Durch die Nacht begleitet uns da Vaterunser. Wir bitten für Menschen und konkrete Probleme aus aller Welt, wir beten für Limpio und als wir zur Bitte ums täglich Brot kommen, backen wir gemeinsam Chipa, das traditionelle paraguayische Essen für diese Woche. Alle formen einige der Käse-Stärke-Brötchen in die lustigsten Figuren. Danach feiern wir gemeinsam Abendmahl, bringen unsere Lasten zum Kreuz und waschen uns zum erstenmal in dieser Gemeinde gegenseitig die Füße. Die Stimmung ist unerwartet gut, die Leute lassen sich auf Neues ein. Wir werden viel offener als gewöhnlich und Leute fangen an, Masken fallenzulassen. Das bringt manche Probleme ans Tageslicht, aber darin liegen auch Chancen. Das eine Ehepaar ist sichtlich angerührt davon, dass auch andere Ehepaare Probleme haben und so iel offener damit umgehen. Ich hatte das Gefühl, dass meine häufige Aufforderung, gerade mit Problemen in die Gemeinde und zu Jesus zu kommen, jetzt vielleicht endlich von einigen verstanden wurde, die sich das vorher einfach nicht vorstellen konnten.
Als wir zu früh mit allem vorbereiteten fertig sind, lege ich Postkarten aus, die ich - Gott sei Dank - aus irgend einem merkwürdigen Impuls heraus mitgenommen habe. Jeder sucht sich eine aus zu der Aussage: "Mein Glaube/meine Beziehung zu Gott ist wie ...." Danach zeigen wir der Reihe nach unsere Karten und sagen kurz etwas dazu. Der Effekt ist enorm. Die Symbolkraft der Bilder kommt viel besser an als gedacht. Manche werden sehr persönlich. Wir freuen uns an der Vielfalt, Glauben zu erleben. Je müder ich werde und je mehr Unvorhergesehenes passiert, destomehr versuche ich die Leitung Gottes Geist zu überlassen, sprich Gelassen zu werden und nur noch aus unmittelbaren Impulsen heraus zu handeln. Das gelingt zwar nur teilweise, aber doch in Ansätzen ...
Trotz Müdigkeit kam eigentlich nie Langeweile auf. Wir haben gemeinsam gebetet wie noch nie in dem vergangenen Jahr, wir waren uns näher als je zuvor und Gottes Geist war gegenwärtig. Das Füßewaschen hat richtig Spaß gemacht. Eine ganz, ganz tolle Erfahrung!!! Das müssen wir unbedingt wieder machen.
Zum Gottesdienst am Sonntagmorgen kommen noch einige Leute dazu. Die Jugendlichen haben sich sehr viel Mühe mit der Verkleidung für ihr Theater gemacht und es kommt echt gut bei den Leuten an. Zu Frühstück gibt es dann die Chipa und frischen Cocido. Wir freuen uns am Zusammensein.
Nach einem ausgiebigen Mittagschlaf besuchen wir meine Schwester, was viel zu selten vorkommt, obwohl sie nur 25 km entfernt wohnt. Der Abend mit ihr und meinem Schwager verfliegt bei nettem und interessantem Geplauder. Richtig entspannend also.
So, jetzt fragt mich nicht, wer von beiden Roberts recht hat. Ich würde sagen, beide. Aber so ist das halt...
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1 Kommentar:
Es haben wohl beide recht. Aber ich bin kein Salomo und habe eindeutig mehr gelacht beim ersten Robert. Und zwar von Herzen. Seitdem wir bei euch waren, kann ich mir vieles auch noch bildhafter vorstellen. Wie ihr das nur alles schafft. Gott sucht sich wohl die rechten Leute fuer seine Projekte aus, das ist hiermit wieder bewiesen. Einen reichen Segen euch Lieben.
Marcella
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