Drei Infos muss ich jetzt aber unbedingt weitergeben.
1. Unsere Kinderbetreuung in der Kirche wächst kontinuierlich. Inzwischen gehen täglich etwa 20 Kinder ein und aus, obwohl wir kein Schild mehr an der Straße haben. Begeisterte Eltern werben besser. Schön ist besonders, wenn besorgte Eltern sich erst alles ganz genau anschauen, dann ihre Kinder bringen und nach einigen Wochen mitteilen, dass sie am Anfang ja sooo Angst hatten dass wir "Evangelischen" ihren Kindern eine Gehirnwäsche verpassen würden. Ein Polizist inspizierte Anfangs fast täglich jeden Raum, wenn er sein Kind abholte :-) Wenn sie dann merken, dass unsere ganze Indoktrination darin besteht, das jedem Respekt entgegengebracht wird, das vor dem Essen gebetet wird und wir versuchen, allzu vulgäres Reden einzudämmen, dann scheinen alle ganz begeistert. Hier ein paar Fotos von den Kindern:
Überhaupt ist das mit sozialer Hilfe ja so eine Sache. Der Mann eines Gemeindegliedes will von "Christlich" nichts wissen. Mit Ausrufezeichen! Aber er sucht jemand, der ihm mit seinem Alkoholproblem hilft. Ich fand tatsächlich nur drei Optionen für ihn: stationäre Behandlung im staatlichen Suchtkrankenhaus, Blau-Kreuz-Treffen im Anschluss an die katholische Messe in Limpio selbst, oder Besuch bei einer Beratungsstelle die von evangelischen Kirchen getragen wird. Da stationär zu peinlich wäre und "christlich" nicht geht, gibt es niemand der ihm hilft.
2. Einen nationalen Feiertag nutzten wir zur Gemeindeversammlung. Zwei wie ich finde sehr interessante Ergebnisse: Die Kinderbetreuung bleibt "unser" Gemeindeprojekt. Es gab keinerlei Interesse, die wachsende Verantwortung an die finanzstarke Muttergemeinde abzuschieben. Statt dessen bieten Frauen an, gebratene Hähnchen und andere selbstgemachte Lebensmittel in der Nachbarschaft zu verkaufen, um Geld für die Tagesstätte zu sammeln. Dabei sind wir garnicht in Finanznot. Gute Entscheidung mit der ich in dieser Eindeutigkeit aber nicht gerechnet hatte.
Zweitens probieren wir in den nächsten 12 Monaten neue Leitungsstruktur. Statt das alles beim Pastor zusammenläuft, wird die gesamte Gemeindearbeit in 5 Abteilungen zusammengefaßt, die dann jeweils von einem Ehepaar hauptverantwortlich geleitet werden sollen: Verwaltung und Finanzen; Kinder und Jugend; Lehre und Besuchsdienst; Gottesdienste und Veranstaltungen; Fortbildung und Supervision. Hoffentlich sagen die Kandidaten die ich im Sinn habe, alle zu, da wir noch nicht sehr viele Glieder haben die schon länger als 6 Jahre Christ sind. Ich werde als Verantwortlicher für den Bereich Fortbildung und Supervision mich dann vor allem auf die Betreuung und Befähigung dieses Teams konzentrieren. Könnte spannend werden.
3. Ich hab zu Ende August 2010 bei der Missionskomitee der entsendenden Gemeinde gekündigt. Eine Bibelschule hat mich gebeten, eine Abteilung für Täufer- und Friedenstheologie aufzubauen. Da konnte ich einfach nicht nein sagen, obwohl es mir äußerst schwer fiel, die Gemeinde loszulassen. Vielleicht umso wichtiger, dass es geschieht. Glieder und Mitarbeiter unsrer jetzigen kleinen Gemeinde wollen wir aber bleiben. Wir wollen aus der Iglesia Evangélica Bíblica Costa Azul einfach nicht mehr weg! Und schließlich sind auch die Erfahrungen hier, die Geschwister und Freunde die wir gefunden haben grundlegend daran beteiligt, dass wir nicht wie Anfangs noch erwogen, nach 3 Jahren zurück nach Deutschland gehen werden.
1 Kommentar:
lieber robert
blogge weiter, ich lese gerne was euch bewegt und was ihr in paraquay so alles erlebt. Mir ist es ähnlich gegangen, man schreibt seine gedanken, und ohne rückmeldung hat man den eindruck es interessiert doch niemand was man schreibt resp. was man erlebt. bei uns uli und mir ist es anders!!! wir lesen sehr gerne was euch bewegt und können so ein wenig an eurem leben teil nehmen.
deine beruflich herausforderung hört sich spannend an. ja ich galueb auch, dass du dort am richtigen platz bist, wenn das loslassen der gemeinde und das was man aufgebaut hat manchmal schiweirger ist als man es vielleicht dachte.
ganz liebe grüsse aus dem kalten und regnerischen deutschland martin nagel
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