Noch neun Wochen bis zur Abreise... Wahnsinn! Ich bin mitten drin im Abschiednehmen. Zur Rückschau auf 12 Jahre Deutschland in nächster Zeit gelegentlich ein Gedicht mit Erinnerungen...
Tübingen
Die Sonne steht im Westen schon,
von wo entgegnet mir der Wind.
Fünf Jahre blieb ich nun dein Sohn,
doch nie wurd’ ich zu deinem Kind.
Einst stand ich voll von heilger Scheu
vor deiner Weisheit strahlend Tor,
- mir heut vertrautes war noch neu -
gespannt, geweitet Aug und Ohr.
In edlen Hallen spürt ich noch
der großen Geister heeren Hauch,
die einst hier tranken - bist du doch
des Wissens Quell nach altem Brauch.
Gewohnheit war der Ehrfurcht Wurm
- nach Jahren kennt man jeden Steg -
wenn täglich Hölderlin vom Turm
am Neckar, grüßt mich auf dem Weg.
Und der Erkenntnis klarer Quell
war mir zu oft verstopft vom Staub
jahrhundertalter Bücher. Schnell
verlor der Schlange Baum sein Laub.
Nichtsdestotrotz schuld ich dir Dank
für das was blieb statt Wissenswahn:
So mancher guten Rebe Trank,
und manche Fahrt im Stocherkahn.
Ich fand die Zeit, fand endlich Ruh
und lernte leben, sei's allein -
zu zweit, die Freiheit und dazu
das Misstraun gegen jeden Schein.
Statt Wissen fand ich vielleicht mich;
wurd’ viel gelehrt, ein wahrer Tor;
lieb manchen Freund allein durch dich,
die schöner mir als je zuvor:
Die engen Gassen, dort dein Schloss,
die Neckarinsel mit Allee,
die Steinlach und wie ich’s genoss,
spaziern zu gehn im gnädgen Schnee.
Die Zeit ist fort, dies sei mein Gruß
an dich. Der Abschied naht, ich geh.
Und bringt zurück mich einst mein Fuß,
freut’s mich wenn ich dich wiederseh.
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